DIE BLUMEN VON GESTERN Jan Josef Liefers

Interview mit Jan Josef Liefers

WAS WAR IHR ERSTER EINDRUCK, ALS SIE DAS DREHBUCH GELESEN HABEN?

Mein erster und stärkster und bleibender Eindruck und weswegen ich auch sofort zugesagt habe, war die Tatsache, dass ich eine Geschichte gelesen habe, die immer vielschichtiger und krasser wird, auch dramatischer. Und ich gleichzeitig aber immer gelacht habe. Natürlich braucht man, glaube ich, einen besonderen Humor, um über ‚Die Blumen von gestern’ lachen zu können, weil Chris Kraus einen Spagat macht zwischen der Lächerlichkeit verschiedener banaler Situationen, die wir alle kennen, und einem todernsten Thema: Er erzählt eine Familiengeschichte, die weit zurückreicht, in den Holocaust.

WIE SEHEN SIE IHRE FIGUR BALTHASAR THOMAS?

Balthasar liebt vor allen Dingen eine verrückte Frau. Das spricht für ihn. Ich finde Männer, die sich in wirklich eigenwillige und durchgedrehte und ziemlich komplizierte Frauen verlieben, absolut rührend. Balthasar liebt Zazie, er ist auch ein bisschen besessen von ihr, er trennt sich sogar von seiner Frau, aber er hat überhaupt gar keine Ahnung – und das ist auch wieder seine Grenze – was hinter dem steckt, was sie ihm von sich anvertraut. Das, was sie ihm gibt, ist ihre Zuneigung, ist auch ihr Körper, sind zwei, drei Gedanken – aber all das ist längst nicht das, was diese Frau ausmacht. Und das, was diese Frau ausmacht, das, was sie auch kompliziert macht, das, was sie auch so verwundbar, so verletzt macht, das kriegt Balthasar niemals zu sehen. Das hat sie nur für Toto reserviert.

DER BALTHASAR IST WAHRSCHEINLICH DIE AM DEUTLICHSTEN KOMÖDIANTISCH ANGELEGTE FIGUR IM FILM.

Dafür, dass Chris am Anfang immer sagte: „Ja, der ist wirklich so ein „Feindbild“ von mir, diese Typen habe ich immer gehasst“, dafür hat er die Figur während der Dreharbeiten eigentlich immer besonders in Schutz genommen. Gerade, wenn sogar ich soweit war zu sagen, komm, jetzt lassen wir ihn mal ein bisschen über die Klinge springen, hat er gesagt, nein, wieso, der liebt die Zazie doch auch, der will doch auch, wenn er mit ihr redet, dass sie ihn versteht. Am Ende haben wir, glaube ich, den Balthasar eigentlich zu einem durchaus auch sensiblen und zartfühlenden Menschen gemacht, obwohl er als Antagonist natürlich der berechnende Karrierist geblieben ist, der er sein musste.

HABEN SIE PERSÖNLICHE BERÜHRUNGSPUNKTE ZUR GESCHICHTE DES FILMS?

Wir können nichts dafür, in welches Land, in welche Familie, in welche Verstrickung von Schuld wir hineingeboren werden. Aber, ob wir wollen oder nicht, wir müssen uns damit auseinandersetzen. Ich bin großgeworden unter dem starken Einfluss meiner Großmutter in Dresden, die das Bombardement und die Zerstörung Dresdens überlebt hat. Nur ein paar Häuser standen noch, und in einem war sie, im Keller. Und meine Mutter war ein kleines Baby und lag im Kinderwagen. Und hier in unserem Film geht es um eine ähnliche, aber doch ganz andere Geschichte, es geht um die Familie Blumen, und es geht letztendlich um einen extremen Kontakt zwischen den Nachfahren der Opfer und den Nachfahren der Täter.

IST IHNEN DIE LIEBESGESCHICHTE ZWISCHEN DER OPFER-ENKELIN UND DEM TÄTER-ENKEL NACHVOLLZIEHBAR?

Wenn ich in meiner Familie extrem große und schmerzhafte Verluste hätte erleben müssen, und da würde es jemanden geben, der der Enkel von dem ist, der die meiner Familie zugefügt hat: Wäre das jemand, den ich unbedingt kennenlernen wollte? Oder wäre das jemand, den ich vielleicht eher meiden würde? Ich glaube, die meisten Leute würden sagen: „Der soll bleiben, wo er ist. Ich bleibe hier, wir wissen, wir können beide nichts dafür, aber das muss jetzt nicht sein.“ Und diesen Kontakt, den sucht in diesem Film aber Zazie. Und den sucht Chris Kraus als Drehbuchautor und Regisseur. Und das fand ich toll.

WIE WAR FÜR SIE DIE ARBEIT MIT ADÈLE HAENEL

Adèle ist jemand, die kommt einfach her – als Adèle und nicht als Filmstar, der sie in Frankreich ist – und geht nach Sachsen, zu Freunden, um dort eine Weile zu leben und Deutsch zu lernen! Und genauso unprätentiös habe ich sie erlebt. Und unglaublich diszipliniert. Die Adèle konnte bei der Leseprobe so gut deutsch, dass sogar Chris gesagt hatte, du, es wäre schön, wenn du vielleicht einmal wieder sagen würdest: Nisch’ waar? – Weil sie fast akzentfrei sagen konnte: Nicht wahr? Adèle ist jemand, die sehr gerne lacht und Kontakt aufnimmt, als Schauspielerin ihrem Gegenüber sehr „connected“ ist und eigentlich immer nur dann in sich versinkt, wenn etwas für sie nicht stimmt. Das ist eine besondere Mischung aus Klugheit, Talent und Instinkt.

LARS EIDINGER KANNTEN SIE VERMUTLICH BEREITS?

Nicht beruflich. In dieser Arbeit haben wir wirklich zum ersten Mal miteinander zu tun gehabt. Und das war super! Wir sind sehr verschieden voneinander, jeder hat seine Art, zum Ergebnis zu kommen und zu arbeiten, aber das hat gut zusammengepasst. Es war ein leichtes, angenehmes, schönes Arbeiten. Und diese Leichtigkeit, dieses Gefühl von Leichtigkeit, was mir beim Drehbuch schon so gefallen hat, im Zusammengehen mit so einem schweren Thema, hat sich eigentlich durch die gesamte Arbeit durchgezogen.

»Ein Paukenschlag ... Ein wunderbarer, ein befreiender Film!«
FILMCLICKS
»Alles, was eine gute Komödie braucht: Schnelle Dialoge, originelle Situationskomik, kluger schwarzer Humor und ganz viel Herz.«
BLICKPUNKT FILM
»Wie sich Lars Eidinger und Adèle Haenel zoffen und lieben, das muss man sehen.«
AZ MÜNCHEN
»Ein meisterlicher Film, stilsicher zwischen Komik und Tragik … Aberwitzig, anspruchsvoll, genial.«
FBW: PRÄDIKAT BESONDERS WERTVOLL
„Mit geradezu irrwitzigem Humor und atemstockender Situationskomik … Unterhaltung vom Feinsten auf höchstem Niveau!“
PROGRAMMKINO.DE
»Eine unkonventionelle romantische Komödie, mit der bezaubernden Performance von Adèle Haenel und Lars Eidinger.«
VARIETY
»Ein großartig gespielter und bis ins Feinste inszenierter Film!«
GRAND PRIX – BESTER FILM, TOKYO INTERNATIONAL FILM FESTIVAL
»Eine kluge, schwarzhumorige Komödie, mit bis in kleine Nebenrollen großartigen Darstellern.«
BLICKPUNKT FILM
»Große Kinounterhaltung, höchstes Amüsement – und zugleich ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Vergangenen, das sich in die Vergangenheit bohrt.“
KINO-ZEIT
»Eine intelligente und berührende Komödie über den Kampf gegen das Vergessen, mit starken Charakteren – und einer klaren Haltung.«
BR KINO KINO
Jetzt im Kino!
Die Blumen Von Gestern
DIE BLUMEN VON GESTERN. Ein Film von Chris Kraus mit Lars Eidinger, Adèle Haenel, Jan Josef Liefers und Hannah Herzsprung
Verleih
|
Newsletter
|
Presse
|
Kontakt + Impressum
|
Datenschutzerklärung